Inverse Transparenz im Unternehmen: Werkstattbericht aus dem Betrieblichen Praxislaboratorium der Software AG
Mit der digitalen Transformation entsteht eine neue Qualität der Transparenz – vor allem in der Arbeitswelt. Sie nachhaltig im Sinne der Menschen zu gestalten, ist eine der Schlüsselherausforderungen und auch für Unternehmen längst kein nice-to-have mehr. In dem Maße, wie Daten zum Motor für Innovationen werden, wird der Umgang mit Daten zu einem strategischen Faktor. Datenbasierte Innovationsstrategien können nur erfolgreich sein, wenn sie auf dem Vertrauen und Empowerment der Beschäftigten aufbauen – und nicht auf Überwachung und Kontrolle. Ohne einen Paradigmenwechsel beim Thema Datensouveränität wird das nicht funktionieren.
Im Betrieblichen Praxislaboratorium der Software AG setzen die Akteure und Akteurinnen deshalb auf Inverse Transparenz. Die Idee: Über ein Softwaretool wird für alle transparent gemacht, wer die Daten, die im Arbeitsalltag entstehen, zu welchem Zweck nutzt. Darüber hinaus werden die Beschäftigten empowert, die generierten Daten souverän zu nutzen – nicht nur zur Kontrolle, sondern vor allem auch, um die eigene Arbeitswelt besser zu gestalten. Das Konzept ist ebenso ambitioniert wie zukunftsweisend. Warum die Software AG der perfekte Praxispartner ist, um es in der Unternehmenswelt zum Fliegen zu bringen, wie Mitarbeitende des Darmstädter Softwarekonzerns im Rahmen des Labs Inverse Transparenz in konkrete Anwendungen übersetzen und wie die Forschenden aus dem Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) München, der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) diesen innovativen Gestaltungsprozess reflektieren, erzählt dieser Werkstattbericht.
Innovationskultur braucht Vertrauen und Empowerment: Christian Gengenbach und Tobias Kämpf im Gespräch
Wie schafft man es, die Transparenz, die mit der Erhebung von Beschäftigtendaten aus Arbeitsprozessen entsteht, zum Wohle der Mitarbeitenden und ihrer Teams zu nutzen? Diese Frage beschäftigt den Softwareexperten Christian Gengenbach und den Soziologen Tobias Kämpf in ihrem aktuellen Forschungsvorhaben „Inverse Transparenz“. Ein Gespräch über ein vielversprechendes Konzept zum Umgang mit Daten in der digitalen Arbeitswelt und ein Praxislaboratorium, das zeigt, wie die Ideen dahinter Wirklichkeit werden können.
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Vom Konzept zum Use Case: Wie Mitarbeitende der Software AG Inverse Transparenz in die Praxis bringen
Als das Praxislaboratorium „Inverse Transparenz“ der Software AG im August 2020 an den Start ging, wusste niemand, wo die Reise hinführen würde. Inzwischen haben die Softwareexpertinnen und -experten, die sich hier engagieren, entscheidende Meilensteine erreicht. Es zeigt sich: Die im Arbeitsprozess anfallenden Daten souverän zu nutzen ist voraussetzungsvoll, aber es funktioniert. Erste Anwendungsszenarien liegen bereits auf dem Tisch. Ein Blick in die Arbeit von zwei Labteams, die selbst die COVID-19-Pandemie nicht aus dem Konzept bringt.
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Wer braucht welche Daten? Inverse Transparenz als Enabler für neue Führungsmodelle
Inverse Transparenz kann in der digitalen Arbeitswelt eine neue Führungskultur voranbringen, stellt Führungskräfte aber auch vor große Herausforderungen. Hiervon sind Maren Gierlich-Joas und Rahild Neuburger überzeugt. Die beiden LMU-Wissenschaftlerinnen begleiten das Betriebliche Praxislaboratorium bei der Software AG. Hier sprechen sie über die Bedeutung des Konzepts für ein neues Miteinander zwischen Beschäftigten und Führungskräften.
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Transparency by Design: Technologie für einen transparenten Umgang mit Daten
Um Inverse Transparenz zu verwirklichen, braucht es neue technologische Konzepte und Tools, die in die betriebliche Praxis eingebettet sind und mit den Menschen im Unternehmen erprobt und weiterentwickelt werden. Valentin Zieglmeier, Informatiker an der Technischen Universität München (TUM), unterstützt das Labteam mit seinem Know-how. In diesem Interview erklärt er, wie man in der digitalen Arbeitswelt einen transparenten Umgang mit Daten technisch möglich machen kann und warum hierfür auch die Softwareentwicklung umdenken muss.
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Deep Dive: Wie sich Inverse Transparenz in der Praxis umsetzen lässt
Datensouveränität technisch umzusetzen bedeutet vor allem, Menschen vor intransparenten Systemen zu schützen. Inverse Transparenz steht für eine neue Art der Systemgestaltung, welche die Daten, deren Verarbeitung und ihre Nutzung sichtbar macht. Im Rahmen des Projekt entwickelte die TU München eine Rahmenarchitektur und Werkzeuge für die praktische Umsetzung Inverser Transparenz, die in die Projektmanagement-Software Jira implementiert werden können.
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Positive Potenziale heben: Transparenz und Empowerment als Basis für eine nachhaltige Datennutzungskultur
Transparenz in der Arbeitswelt ist ambivalent: Sie ermöglicht neue Formen der Kontrolle und Leistungssteuerung. Sie bietet aber auch Chancen, um Arbeit im Sinne der Menschen innovativer zu gestalten. Elisabeth Vogl, Soziologin am ISF München, wirbt dafür, beide Seiten zu betrachten. Im Rahmen des Betrieblichen Praxislaboratoriums analysiert sie, unter welchen Bedingungen es möglich wird, die positiven Potenziale von Transparenz zu heben und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Gestaltenden einer nachhaltigen Datennutzungskultur zu machen.
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